Wissenswertes

Geschichte des Wing Tsun

Zu der Entstehungsgeschichte des Wing Tsun existieren verschiedene Überlieferungen. Inwieweit diese den Tatsachen entsprechen, kann aufgrund fehlender wissenschaftlicher Belege nicht mehr ganz eindeutig überprüft werden. Entwickelt wurde es vor ca.270 Jahren und hat angeblich seine Wurzeln im berühmten Shaolin-Kloster. Dabei wird von einem südlichen Shaolin-Kloster berichtet, welches im Gegensatz zum nördlichen Shaolin-Kloster heute nicht mehr besteht.

In einer weit verbreiteten Version der Entstehungsgeschichte wird beschrieben, dass die Nonne Ng Mui (chinesisch 吴梅) versuchte, ein Kampfsystem für körperlich Unterlegene zu entwickeln, das mit der kraftvollen Shaolin-Kampfkunst der Mönche konkurrieren konnte. Ihr Wissen gab sie an ein Mädchen namens Yim Wing Tsun (chinesisch 嚴詠春 ) weiter, das sich gegen einen lokal ansässigen Kämpfer zur Wehr setzen musste, der sie immer wieder bedrängte.

Die andere Version der Entstehungsgeschichte besagt, dass sich einige sehr gute Kämpfer im alten China in einem Kloster in der „Halle des immerwährenden Frühlings“ (chinesisch 永春堂) trafen und dort zusammen diesen Stil entwickelten.

Unumstritten ist jedoch die Tatsache, dass sich alle Wing Tsun-Stile in irgendeiner Form auf die rote Dschunke (chinesisch 红船), eine Operntruppe, beziehen. So lernten viele historisch nachweisbare Personen, die in der Entwicklung des Wing Tsun eine Rolle spielten wie zum Beispiel Leung Jan (chinesisch 梁赞), von Schauspielern der Roten Dschunke.

Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen datieren aus dem Jahr 1854 und werden durch Schriftforschungen des Foshan-Museums und der Chin Woo Athletics Association of Foshan belegt.

Das moderne COMBAT Wing Tsun mit seinen charakteristischen sechs Formen und der Chi-Sao-Übung der „klebenden Arme“ Poon Sao geht aktuellen Erkenntnissen nach auf die Studien des Lehrers Yip Man (chinesisch 叶问) zurück.

Die Legende von der Shaolin-Nonne und ihrer Schülerin Yim Wing Tsun

Gemäß mündlicher Überlieferung waren während der Qing-Dynastie (1644-1911) die Shaolinmönche aufgrund ihrer Kampfkunst derart berühmt, dass sich der damalige Kaiser Kangxi Sorgen um seinen Einfluss machte und beschloss, die Mönche zu töten und das (südliche) Shaolinkloster zu vernichten. Dies misslang, da die Mönche starken Widerstand leisteten. Der Beamte Chan Man Wai wollte sich einen Namen verschaffen und schmiedete einen Plan, für den er sich u. a. mit Ma Ning Yee verschwor, welcher das Kloster von innen heraus in Brand setzte. Dabei kamen die meisten Klosterbewohner ums Leben. Die buddhistische Meisterin Ng Mui (chinesisch 吳梅), der Abt des Klosters Meister Chi Sin (chinesisch 至善禅师) mit den meisten Schülern, Meister Pak Mei (chinesisch 白眉道人), Meister Fung To Tak (chinesisch 冯道德) und Meister Miu Hin (chinesisch 苗显) konnten entkommen. Sie waren die Führer der fünf Shaolin-Stile und wurden die „Fünf Älteren“ genannt.

Nach der Zerstörung des Klosters trennten sich die Überlebenden, um der Mandschu-Regierung leichter zu entkommen. Meister Chi Sim nahm eine Tarnidentität als Koch auf einer „Roten Dschunke“ an. So wurden Transportschiffe einer Operntruppe bezeichnet, die üblicherweise mit roter Farbe gestrichen und bunten Fahnen geschmückt waren. Die Nonne Ng Mui dagegen ließ sich im Weißer-Kranich-Tempel (chinesisch 白鹤观) am Tai-Leung-Berg (chinesisch 大凉山) nieder, wo sie sich der Kampfkunst und dem Chan widmen konnte.

Am Marktplatz eines nahen Dorfes lernte Ng Mui ein junges Mädchen namens Yim Wing Chun (chinesisch 严咏春) und deren Vater Yim Yee kennen, welche dort Tofu verkauften. Die beiden waren aus ihrer Heimat in der Provinz Guangdong geflüchtet, da Yim Yee in eine Gerichtssache verwickelt war (man sagt, unschuldig), die ihn das Leben hätte kosten können. Als Schüler des Shaolin-Klosters hatte er einige Kampftechniken erlernt und sorgte in seiner Gegend für Gerechtigkeit. Die resultierenden Schwierigkeiten zwangen ihn, seine Heimat zu verlassen und sich am Tai-Leung-Berg niederzulassen. Der Legende nach hat die Kampfkunst dem Mädchen Yim Wing Chun seinen Namen zu verdanken.

Die heranwachsende Yim Wing Tsun zog den im Ort als einen notorischen Schläger bekannten Wong derart an, dass er um ihre Hand anhielt. Doch sie war schon als kleines Kind Leung Bok Chau (chinesisch 梁博俦), einem Salzkaufmann aus Fujian, versprochen worden. Wong schickte einen Boten, setzte Yim Wing Tsun eine Frist und drohte, Gewalt anzuwenden, falls sie sich ihm verweigerte. Vater und Tochter lebten von nun an in großer Sorge, da niemand im Dorf Wong, dem Kampfkünstler und Mitglied einer Geheimgesellschaft, gewachsen war.

Ng Mui erkannte als regelmäßige Kundin Yim Yees, dass die beiden von Sorgen gequält wurden. Schließlich erzählte Yim Yee von Wong. Ng Mui beschloss, Yim Wing Tsun zu helfen, wollte den Bösewicht aber nicht selbst bestrafen, da sie ihre Tarnidentität nicht aufgeben wollte und ein Kampf zwischen ihr, der Meisterin aus dem Shaolin-Kloster, und einem Dorfschläger unfair und ruhmlos gewesen wäre. Deshalb brachte sie Yim Wing Tsun ihre neue Kampfkunst bei. Nach nur drei Jahren Privatunterricht hatte diese das neue Kampfsystem gemeistert. Ng Mui schickte sie nach der Ausbildung im Weißer-Kranich-Tempel zurück zu ihrem Vater. Sofort wurde Yim Wing Tsun wieder von Wong bedrängt, doch dieses Mal forderte sie ihn zum Kampf auf. Der Rowdy war sich seines Sieges sicher, sollte sich aber getäuscht haben, denn Yim Wing Tsun schlug ihn zu Boden.

Nachdem Yim Wing Tsun den Schläger besiegt hatte, setzte sie ihr Training fort. Als Ng Mui beschloss, weiterzureisen, ermahnte sie Yim Wing Tsun, einen würdigen Nachfolger zu finden und nur die richtigen Schüler zu unterweisen. Diese Mahnung wurde auch von den folgenden Generationen befolgt.

Neuere Geschichte

Großmeister Yip Man

Die meisten heute bekannten Varianten des Wing Tsun gehen auf den Kampfkünstler Yip Man (1893–1972) zurück. Er hatte im Laufe seines Lebens in Hongkong zahlreiche Schüler (u. a. Bruce Lee). Yip Man erlernte die bis dahin kaum bekannte Kampfkunst Wing Tsun von Chan Wah Shun (chinesisch 陳華順 ) in der Stadt Lin Fa Dei. Spätere Lehrer Yip Mans waren Chans Schüler Ng Jung Su (chinesisch 吳仲素 ) und ein Sohn von Chans Lehrer mit Namen Leung Bik (chinesisch 梁壁).

Prinzip und Technik

Prinzipien

Die 4 Kampfprinzipien:

Die 4 Kraftprinzipien:

Der IRAS-Stand

Der meist benutzte Stand im COMBAT Wing Tsun heißt IRAS (Internal Rotated Adduction Stance, übersetzt: „Nach innen eingedrehter Adduktoren Stand“) oder chin.: „Yee Jee Kim Yeung Ma“. In diesem Stand werden u.a. Formen ausgeführt oder teilweise auch Chi-Sao Übungen trainiert.

IRAS ist eine der Hauptpositionen. Sie bildet das Fundament für fortgeschrittene Bewegungskonzepte und der Körperwahrnehmung.

Techniken

Ein typisches Element des COMBAT Wing Tsun ist der Kettenfauststoß. Ein geübter Wing-Tsun-Kämpfer kann bis zu 10 Fauststöße pro Sekunde ausführen. Im COMBAT Wing Tsun wird besonders auf die saubere Struktur der Fauststöße geachtet, um auch bei geringer Körperkraft wuchtvoll angreifen zu können. Dazu gehört z. B., dass ein Fauststoß theoretisch durch den getroffenen Körperteil hindurch geht. Je nach angegriffenem Körperteil und Intention des Kämpfers werden Fauststöße, Fingerstiche, Handkantenschläge oder Ellenbogen bei Schlägen eingesetzt. Effektives COMBAT Wing Tsun erreicht seine Stärke durch fließende und ganzheitlich  durchgeführte Bewegungen, womit einzelne Fauststöße, Schläge Tritte oder Kontrolltechniken unterstützt werden.

Die Kraft des Gegners wird durch Schritttechniken, oder passive Körperwendungen  neutralisiert und gegen ihn verwendet (sog.: Gleichzeitigkeit von Gegenangriff und Abwehr): Der Gegenangriff ist hierbei gleichzeitig die Verteidigung. Ein Schlag des Gegners wird so beispielsweise durch einen konternden Gegenangriff kontrolliert und neutralisiert.

COMBAT Wing Tsun ist weiterhin durch seine Beinarbeit charakterisiert, die nur  wenige Grundtritte und Schritte umfasst und mit der im Allgemeinen nur niedrige Ziele bis etwa zur Höhe der Hüfte angegriffen werden. Ziele dieser Tritte sind insbesondere Kniegelenk, Fußgelenk, Oberschenkelansatz und der Unterleib des Gegners. Bei manchen Tritten jedoch ist der Bauch des Gegners, Ziel des Angriffs.

Waffen

Doppelmesser
Wing Tsun war der Legende nach ursprünglich eine Kampfkunst ohne Waffen.

Im frühen 19. Jahrhundert erweiterten Wong Wah Bo (Schüler von Leung Bok Chow, dem Ehemann der Stilgründerin Yim Wing Tsun) und Leung Yee Tai (Schüler des auf der Roten Dschunke untergetauchten Shaolin-Mönchs Chi Sim) den Kung-Fu-Stil um zwei Waffenformen:

Die Übungen und Formen wurden den Prinzipien des Wing Tsun angepasst.

Formen

Die ersten Grundlagen des COMBAT Wing Tsun werden zumeist in kurzen oder langen Formen erlernt und geübt. Formen sind festgelegte Abfolgen von Bewegungen und Positionen, die jeder Schüler unter Anleitung des Lehrers alleine durchführt. Die Formen des COMBAT Wing Tsun dienen der Vermittlung von Theorien und Techniken und sind nicht als ein ritualisierter Kampf gegen imaginäre Gegner zu verstehen.

Die bekanntesten Wing Tsun Formen sind:

Trainingsgerät Muk Yan Jong

Chi Sao

Ein wesentlicher Bestandteil des COMBAT  Wing Tsun ist das Chi Sao- Training.

Hier werden innerhalb von Partnerübungen zunächst einarmig, anschließend mit beiden Armen, taktile Informationen des Partners wie Druckimpulse, Druckrichtungen und Druckintensität „erfühlt“, also taktil ausgewertet und für die eigene Sicherheitsstrategie genutzt. Das korrekte erlernen der Chi Sao Reaktionen gelingt nur unter der individuellen Anleitung erfahrener Wing Tsun-Lehrer.

Organisationsstruktur im COMBAT Wing Tsun

Familiäre Struktur im Südchina der Vergangenheit

Im alten China wurde das Wing Tsun in einem „familiären“ Charakter jeweils von Lehrer zu Schüler weitergegeben. Der Lehrer, der die persönliche Verantwortung für die gesamte Ausbildung der Schüler hatte, wurde als „Vater-Lehrer“ (Sifu) angesehen. Der Unterricht fand gegen Bezahlung oft im Wohnhaus des Lehrers statt, eine persönliche Bindung zwischen Lehrer und Schüler, mit bestimmten gegenseitigen Verpflichtungen, war die Regel. Diese Tradition wird im modernen COMBAT Wing Tsun weiter gepflegt. Der Leiter der CWTA, Gerolf Blittersdorf ist der Si-Fu, also der persönliche „Vater-Lehrer“ seiner Schüler und gibt in freundlicher und persönlicher Atmosphäre sein Wissen an die Mitglieder der CWTA weiter. Der gegenseitige Respekt vom Schüler zum Lehrer und vom Lehrer zum Schüler bildet hier die Grundlage für die persönliche Weiterentwicklung des Einzelnen.
 

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